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> Reise > Der Krokodilfelsen-Sehnsucht nach Sri Lanka
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Reiseberichte
Buch Leseprobe Der Krokodilfelsen-Sehnsucht nach Sri Lanka, Claudia Ackermann
Claudia Ackermann

Der Krokodilfelsen-Sehnsucht nach Sri Lanka


Ein Reiseroman

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Sie nannten den roten, verrosteten Bus den Mitternachts-Express. Er startete kurz vor Sonnenuntergang an der Ostküste, durchquerte auf seiner nächtlichen Fahrt die Insel und erreichte gegen Morgen die Hauptstadt an der Westküste. „Express“ war jedenfalls etwas übertrieben, denn für weniger als 300 km benötigte er über 10 Stunden. Dennoch war es die schnellste Art von Sinna Ullai nach Colombo zu gelangen.Ich nahm nur eine kleine Tasche mit, Kleidung für ein paar Tage, etwas Geld und meinen Reisepass. Mein übriges Geld, Schecks und mein Rückflugticket deponierte ich im „Safe“ bei den Brüdern. Dieser Tresor war eigentlich nur ein einfacher Küchenschrank, der mit einem Vorhängeschloss gesichert war. Aber hier waren meine Wertsachen gut aufgehoben. Nicht weil der Holzschrank einbruchssicher gewesen wäre, sondern weil Pathma ihn Tag und Nacht bewachte. Niemand durfte auch nur in die Nähe des Safes kommen.Die Einheimischen im Bus musterten mich interessiert, als ich in den Mitternachts-Express einstieg. Sie fanden es wohl ungewöhnlich, dass eine junge Touristin ohne Begleitung mit dem Nachtbus reiste. Überhaupt befanden sich fast nur männliche Fahrgäste im Bus, nur ganz hinten saß eine kleine, bucklige alte Frau. Sie rückte ans Fenster, als sie mich kommen sah und gab mir mit einer einladenden Geste zu verstehen, dass ich neben ihr Platz nehmen sollte. Freundlich lächelte sie mich an und hielt dabei verschämt die Hand vor ihr fast zahnloses Gebiss.Schon kurze Zeit nach unserer Abfahrt wurde es dunkel. Nur ein schummriges Licht beleuchtete das Innere des Busses, und die Fahrgäste versuchten, es sich auf den Holzbänken so bequem wie möglich zu machen. Einige hatten sich im Mittelgang auf den Boden gelegt. Andere versuchten in sitzender Position zu schlafen, was jedoch bei den schlechten Straßenverhältnissen äußerst schwierig war.Die Alte neben mir packte erst mal ihren Reiseproviant aus, ein in Bananenstaudenblätter gewickeltes Reisgericht. Freundlich bot sie mir auch eines der grünen, zusammengeschnürten Päckchen an. Ich war nicht besonders hungrig, aber die Greisin sah mich so bittend an, dass ich nicht ablehnen konnte. Dankend nickte ich ihr zu, und sie lächelte zufrieden. Eigentlich schmeckte ich  nur Schärfe, aber die alte Frau war anscheinend der Meinung, dass dem Gericht noch ein Gewürz fehle. Sie streute, bevor ich sie davon abhalten konnte, noch ein Pulver über meinen Reis. Zum Glück handelte es sich dabei nicht um Chili, ich hatte schon genug Probleme mit dem Brennen in meinem Hals.Nach dem Essen reinigte sie ihre kleinen, zitternden Hände mit einem Tuch und dem Saft einer Limone und forderte mich auf, es ebenso zu tun. Dann lehnte sie ihren Kopf an die Fensterscheibe, zog die Schärpe ihres Saris über das faltige Gesicht und schlief ein. Bei jedem Schlagloch knallte ihr Kopf gegen das Glas, aber das schien sie in ihrer Nachtruhe nicht zu stören.Auch ich fühlte, dass plötzlich eine bleierne Müdigkeit über mich kam. Im Bus war Stille eingekehrt. Immer wieder fielen mir die Augen zu. Da ich den Kopf nirgends anlehnen konnte, kippte er jedes Mal nach vorne, wenn ich für einen Moment einnickte. Etwa um Mitternacht hielt der Bus in einem Dorf an. Die Straße war dunkel. Nur in einer Bretterbaracke, in der sich ein Teeshop befand, brannte Licht. Einige Fahrgäste stiegen aus und verschwanden in den Büschen am Straßenrand. Es stank erbärmlich. Das ganze Dorf schien eine einzige große Kloake zu sein. Andere drängten in den Shop, um Tee zu trinken. Ich war zu müde, um aufzustehen, stützte die Unterarme auf die Sitzlehne vor mir und legte die Stirn auf meine Hände. Es schien mir zwar unmöglich in dieser Position zu schlafen, aber solange der Bus stand und ich nicht hin und her gerüttelt wurde, konnte ich wenigstens die Augen schließen und etwas ausruhen.Doch dann geriet ich in einen seltsamen Zustand zwischen Schlafen und Wachsein. Wirre Träume vermischten sich mit den Stimmen der Fahrgäste und dem monotonen Motorengeräusch. Fuhr der Bus schon weiter? Ich fühlte mich wie gelähmt und war nicht imstande mich zu bewegen, oder die Augen zu öffnen. Trotzdem gelang es mir, mich an der Vorderlehne festzuhalten, damit ich in den Kurven nicht vom Sitz rutschte. Ich fühlte die Kälte, die durch das Fenster in den Bus drang. Hatten wir schon das Bergland erreicht? Jegliches Zeitgefühl war mir abhanden gekommen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange dieser Zustand zwischen Traum und Wirklichkeit angedauert hatte, als im Bus plötzlich ein lauter Tumult losbrach. Stimmengewirr war zu hören. Die Fahrgäste drängten zur Tür. Auch die freundliche Alte, die neben mir gesessen hatte, schien es plötzlich sehr eilig zu haben und zwängte sich an mir vorbei in Richtung Ausgang. Einen Moment lang wusste ich nicht, was um mich herum geschah. Dann sah ich aus dem Fenster. Im fahlen Licht konnte ich den Busbahnhof von Colombo erkennen.Hatte ich wirklich so lange geschlafen? Ich war verwirrt, stand auf und wollte zum Ausgang gehen. Da bemerkte ich, dass meine Tasche verschwunden war. Ich sah unter dem Sitz nach, suchte auf dem Boden zwischen den Beinen der Menschen, die in Richtung Ausgang drängten. Aber ich konnte mein Gepäck  nicht finden. In dem Moment begriff ich. Ich sah mich nach der alten Frau um. Sie hatte inzwischen die Tür erreicht. Es war unmöglich ihr zu folgen. Die anderen Fahrgäste sahen mich nur vorwurfsvoll an, als ich versuchte, mich an ihnen vorbei zu drängen. Das Pulver, schoss es mir durch den Kopf. Was für ein Pulver hatte mir die Alte über das Essen gestreut? Mir war schwindelig. Alles drehte sich. Als ich endlich den Ausgang erreichte, war die Alte längst in der Menschenmenge verschwunden.Ich stand auf dem Busbahnhof der Hauptstadt, ohne mein Gepäck, ohne Reisepass, und ohne einen einzigen Dollar oder eine Rupie in der Tasche. Weitere Leseprobe unter www.claudia-ackermann.com.


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