Bahnsteigmilieu
Will ein Mensch mal schnell verreisen,
bedient er sich der Bahn aus Eisen.
Es sucht sein Finger auf dem Plan,
mit welchem Zug er fahren kann
und kauft dann flugs sich eine Karte,
geht auf den Bahnsteig, wo er warte.
Damit die Zeit ihm nicht so lange,
beschaut er sich die Menschenschlange.
Was sieht man da für Reisegäste?
Mit Hut, mit Lederhose und mit Weste!
'Ne junge Mutter, toll geputzt,
dass man sie anstarrt ganz verdutzt.
Dort hüstelt schwach ein alter Mann,
derweil die Nas' ihm tropfen kann.
Ein Kind, verschmiert mit Schokolade,
grabscht mit der Hand nach Mutters Wade.
Ein Ende weiter, auf Distanz,
da steht ein Herr, welch Eleganz!
Vielleicht ein As der Wissenschaft,
das genüsslich an der Pfeife pafft?
Lässig hält er in der Schwebe
den Aktenkoffer an der Strebe.
Nun fährt der Zug auch endlich ein,
und wild zwängt alles sich hinein.
Der Bahnsteig leert sich, uff, geschafft!
Am Fenster hängt man nun und gafft.
Vereinsamt warten noch Verwandte,
der schrille Pfiff trennt Kurzbekannte.
Der Schaffner senkt auch schon die Kelle,
ein Küsschen wechselt auf die schnelle!
Der Ruf, die Türen bitte schließen,
lässt hier und da ein Tränchen fließen.
Ein Seufzer fliegt vom Trauermund,
aus des Herzens tiefstem Grund,
dann lehnt man sich entspannt zurück
und gibt sich hin dem Reiseglück!