UNVERMEIDLICH
Ich muss es euch gleich zu Anfang erzählen. Es ist besser, ihr erfahrt es jetzt, damit ihr später nicht von den Schrecknissen überrascht werdet. Dann habe ich es hinter mir und ihr seid gewarnt. Es wird euch zuerst harmlos vorkommen aber passt nur auf!
In einer längst vergangenen Zeit, als es noch Wunder gab, also haargenau zu der Zeit, in der sich unsere Geschichte zugetragen hat, gab es eine fürchterliche Schlammhexe namens Gesine. Sie liebte es am meisten, in Schlammpfützen herumzuhüpfen. Pitsch. Patsch. Es reichte ihr keine einfache Regenpfütze, nein, sie musste voller Modder sein - schmatz, - damit sie - plitsch - so richtig schön dreckig machte und - patsch - kleben blieb. Wenn Gesine sich ausgetobt hatte, ließ sie sich glücklich in die Pfütze fallen und wälzte sich darin herum. Deshalb bevorzugte sie auch große Pfützen, damit sie ganz hinein passte.
Gegen diese Vorliebe ist an sich nichts zu sagen. Wer von uns hat nicht schon mal an einer Matschpfütze überlegt, wie schön es wäre, hineinzuspringen und hat, wenn Mutti nicht hingeschaut hat, schnell den Fuß hineingetaucht. Aber die Schlammhexe wusch sich nicht danach. Der Dreck blieb solange an ihr hängen, bis er trocken war und von allein abfiel. Das mochte sie - diese Plumps-geräusche. Sie liebte ihre Schlammpfützen so sehr, dass sie nichts anderes wollte. Alles um sie herum musste Matsch sein. Schlamm, soweit sie gucken konnte. Ihr ganzes Reich voll. Sie duldete keinen Baum, keinen Strauch, kein Pflänzchen. Berge und Täler voll Modder nur zu ihrem Privatvergnügen. Wie traurig und düster das Leben der Menschen ihres Reiches war. Aber vor allem war es ungesund. Immer diese Feuchtigkeit und kaum Pflanzen, die so wichtig für die Luft zum Atmen sind.
Einmal geschah es, dass ein Kaufmann seiner kleinen Tochter eine Blume aus dem Ausland mitbrachte. Sie pflanzte sie in einen Topf und stellte sie ins Fenster. Jeden Morgen, wenn sie aufwachte, tagsüber, wenn sie am Fenster saß und abends, bevor sie ins Bett ging, erfreute sie sich an diesem fremden bunten Ding. Als die Hexe dies sah, wurde sie furchtbar wütend und verwandelte zur Strafe den Kaufmann und seine Tochter in Schlamm.
Ja, so war das. Unter diesen Umständen macht einem selbst die schönste Schlammpfütze keinen Spaß mehr.
Doch das war noch nicht alles. Der alten Gesine reichte ihr eigenes Schlammreich nicht. Mit donnernden, erschütternden, ja wirklich grausigen Gewitterregen setzte sie ihre Nachbarländer unter Wasser, erschreckte die Menschen, schüchterte sie ein und verwandelte schließlich die Wälder und Felder in Schlamm und nochmals Schlamm. So vergrößerte sie ihr Reich immer weiter.
Oh, es ist so unerfreulich, eure sorglosen Kinderherzen damit verstören zu müssen. Aber nun ist es raus und ich kann beginnen, von Hoffnung zu sprechen.
DAS ABENTEUER BEGINNT
Fern von dem Reich der Schlammhexe, jedenfalls weit genug, um noch nichts von ihr gehört zu haben, lebte ein bemerkenswertes Mädchen auf dem kleinen Bauernhof ihres Onkels. Marlene hieß es. Es ahnte noch nicht, dass es eine wichtige Rolle bei der Befreiung von der Hexe spielen würde. Wenn Marlene es gewusst hätte, hätte sie sich wahrscheinlich unversehens auf den Weg gemacht, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Ja, so war sie. Aber sie wusste es eben nicht und deshalb kam alles ganz anders.
Marlene hatte ihre Eltern kaum gekannt. Damit ihre griesgrämigen Verwandten sie überhaupt duldeten, musste sie den ganzen Tag auf dem Hof arbeiten, dabei war sie doch erst acht Jahre alt. Marlene war jedoch ein ganz besonderes Mädchen. Sie besaß ein unerschütterliches Vertrauen darin, dass sich eines Tages alles zum Guten wenden würde - genauso wie in ihren geliebten Büchern. Das Lesen hatte ihr die alte Magd Gertrude beigebracht, heimlich, wenn es die Tante und der Onkel nicht sahen. Als die Magd den Hof verließ, weil sie nicht mehr so hart arbeiten konnte, ließ sie Marlene ihre Bücher zurück. Wenn Marlene darin las, dachte sie an ihre gute Freundin und es war, als sei sie immer noch bei ihr. Aber ganz allein war sie nicht. Mit ihr im Heuschuppen wohnte Timmy, der Ziegenbock. Ihm las sie die vielen Geschichten vor und manchmal erfand sie auch neue. Sie erzählte von großen Abenteuern, Reisen in die weite Welt und dem ersehnten Glück am Ende. Tagsüber erzählte Timmy dann dieselben Geschichten den Hühnern und Schweinen auf dem Hof - aber so, als wenn er selbst diese tapferen Taten vollbracht hätte. Er war schon ein ziemlicher Angeber, dieser Timmy. Aber er war ein liebenswerter Kerl. Nie war er überheblich zu den anderen Tieren, weil sie immer nur auf einem Bauernhof gelebt hatten - naja, außer manchmal, ein klein wenig. Er war stets nett und freundlich zu ihnen, es sei denn, sie schenkten ihm keine Aufmerksamkeit. Dann war er, nun, ein bisschen verärgert. Alles in allem war er sehr beliebt und wegen seiner angeblichen Welterfahrenheit geachtet. Marlene merkte das, ohne zu wissen, wie er zu dieser Achtung gekommen war und hatte daher großes Vertrauen zu ihrem treuen Freund. In ihrer kleinen Welt schaffte sie es trotz allem fröhlich und zuversichtlich zu sein.
Eines Tages jedoch geschah etwas Schreckliches. Die Tante hatte Marlenes Schatz, ihre Bücher, entdeckt und da sie meinte, diese würden das Mädchen nur auf dumme Ideen bringen und im übrigen von der Arbeit abhalten, verbrannte sie alle. Aber eigentlich wollte sie Marlene damit nur weh tun. Das hatte sie auch geschafft. Unsere Kleine war so niedergeschlagen wie noch nie und fast, also beinahe wirklich, hatte sie alle Hoffnung verloren. Traurig schlich sie sich vom Hof und ging hinunter an den schmalen Fluss, an dem sie sich so manches Mal die wunden Füße gekühlt hatte. Eilig floss er dahin, hielt sich hier und da an einem Stein auf und zog dann weiter fort. Fort. Weit weg. Sie stellte sich vor, wo überall er hinfließen würde. Sicherlich sah er viele glückliche Menschen. Menschen, die sich lieb haben und nett zueinander sind.
Da fühlte sie ein weiches Fell an ihrer Schulter. Es war Timmy, der ihr gefolgt war. „Gibt es jetzt keine Geschichten mehr?“ fragte Timmy. „Nein.“ seufzte Marlene. „Nie wieder der Esel und die Katze, die mit den Räubern ein großes Fest feierten?“ „Aber Timmy, das waren doch ein Esel, ein Hund, eine Katze und ein Hahn und sie feierten nicht mit den Räubern, sondern verjagten sie.“ „Ich dachte, die wollten eine Bande werden und holten sich deshalb die Räuber zur Hilfe.“ „Nein, sie wollten Musikanten werden und suchten einen Unterschlupf für die Nacht.“ „Und was war dann mit den Zwergen? Die hatten doch ganz viele Betten.“ „Zwerge? Aber das ist doch eine andere Geschichte. Ach Timmy, du bringst immer alles durcheinander.“ schalt Marlene ihren Timmy lächelnd und drückte ihn liebevoll. „Dafür weißt du alles immer ganz genau. Du brauchst diese Bücher überhaupt nicht.“ tröstete Timmy seine Marlene. „Ja, du hast Recht. Du bist sehr weise.“ „Ach wirklich? Naja.“ heuchelte Timmy, denn in Wirklichkeit wusste er natürlich ganz genau, wie toll er war. „Nur Mut!“ munterte er sie weiter auf, da er gerade so in Fahrt war. „Ja, nur Mut.“ wiederholte Marlene für sich. „Weißt du, Timmy, wir sollten auch fort gehen.“ „Wir?“ fragte Timmy erschrocken „Natürlich. Ich vergesse dich doch nicht. Ich habe schon lange darüber nachgedacht. Wir sollten uns auf den Weg machen und nach einem besseren Leben suchen. Stell dir das nur einmal vor. Wir werden Drachen bezwingen, sieben Berge überwinden, drei Aufgaben lösen, einen Prinzen erretten und am Ende einen Menschen haben, der uns liebt, so richtig und für immer. In den Büchern ist den Leuten das Glück auch nicht zu Hause in den Schoß gefallen.“ „Ja, aber das sind doch nur Bücher.“ wandte Timmy ein. „Abenteuer können in Wirklichkeit richtig gefährlich werden.“
In Wahrheit war es nämlich so, dass es Timmy im Vergleich zu Marlene gar nicht so schlecht auf dem Hof erging. Er hatte immer genug zu essen, Tiere, die ihn bewunderten und abends Marlenes Geschichten. Er war gar nicht erfreut über den Gedanken, sein bequemes Leben aufzugeben.
„Natürlich sind Abenteuer gefährlich. Sonst wären sie doch nicht so interessant.“ erklärte Marlene. „Es kann nicht schlimmer sein als es hier bei dem Onkel und der Tante ist und am Ende, ja am Ende finden wir das Glück.“ „So? Aha!“ stammelte Timmy, der merkte, dass Marlene fest entschlossen war. „Kommst du mit mir?“ fragte sie und stand vom Ufer auf, bereit sofort loszugehen. Wehmütig dachte Timmy an seinen gemütlichen Stall, an seine Freunde und dann nickte er. Das war das Besondere an ihm. Sicher, er war eitel, aber auch treu. Nie wäre ihm in den Sinn gekommen, zurückzubleiben. Für ihn war es selbstverständlich, dass er dorthin ging, wo Marlene hinging.
So folgte er hängenden Hauptes Marlenes hoffnungsvollen Schritten in eine neue, bessere Welt.
TIMMY HAT PECH
Alles fing gut an. Die Luft war freier, die Bäume grüner, die Vögel sangen schöner, der Fluss plätscherte vergnügter. Ach, alles fing gut an und konnte nur noch besser werden. So sah es jedenfalls Marlene. Timmy dagegen fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sie das Glück gefunden haben. Vielleicht schon heute Abend oder wenigstens morgen? Und so wanderten sie weiter, die eine froh, der andere so.
Mit der Dämmerung wurden beide müde und sie mussten einen Unterschlupf für die Nacht finden. Es dauerte nicht lange und sie entdeckten ein Forsthaus. Ja, es fing alles gut an. Das Haus war warm und einladend erleuchtet und Marlene dachte sich, es könnte nicht schaden, an der Tür zu klopfen. Bestimmt würde man sie hereinlassen und ihnen eine Ecke zum Schlafen überlassen. So war es auch. Ein freundlicher Förster namens Ulrich öffnete ihnen die Tür und hatte nicht nur ein Nachtlager für sie, sondern auch etwas zur Stärkung. Oh, wie schön es war, in einer so gemütlichen Stube zu sitzen, an einem so warmen Kaminfeuer und mit einem so guten Abendessen. Marlene war sehr zufrieden. Auch Timmy schwelgte in der Hoffnung, dass dies das Glück war, nach dem sie gesucht hatten, während er aus seinem Napf Klee fraß.
„Na, schmeckt es dir?“ fragte der Förster Marlene und setzte sich zu ihr an den Tisch. Dabei zwinkerte er ihr zu. „Hmpf.“ bejahte Marlene und lächelte zurück, soweit es ihr voller Mund zuließ. „Oh, natürlich braucht ihr auch etwas zu trinken.“ fiel ihm plötzlich ein und sprang wieder auf. Aus seinem Vorratsschrank holte er einen Krug Milch. „Die ist ganz frisch.“ pries er sie an. „Die hat vor einer halben Stunde eine alte Bäuerin vorbei gebracht.“ „Einfach so?“ fragte Timmy erstaunt, während Ulrich ihm eine Schale davon auf den Boden stellte. „Ja, die Leute bringen mir öfter eine Kleinigkeit vorbei. Sie sind mir dankbar dafür, dass ich ihren Wald vor der Schlammhexe schütze.“ „Schlammhexe?“ wiederholte Timmy und schleckte die Milch.
Mit einem Mal gab es einen riesigen Knall. Als sich der entstandene Qualm wieder lichtete, hockte ein großer dünner Mann vor Timmys Napf und Timmy selbst war verschwunden. Marlene und der Förster saßen vor Schreck wie festgenagelt auf ihren Stühlen und machten große Augen. Sie fanden keine Worte oder einen klaren Gedanken.
„Was ist denn? Warum schaut ihr mich denn so an?“ fragte der Mann verunsichert, der im übrigen, nun ja, also er hatte nichts an bis auf eine Unterhose. „Timmy! Was ist mit Timmy?“ rief Marlene entsetzt. „Aber Marlenchen, hier bin ich doch.“ antwortete der Mann. „Oh, ich wage es gar nicht zu denken. Ist irgendwas mit mir?“ Ängstlich kniff der Mann die Augen zusammen und betastete sich, ob noch alles in Ordnung ist. Nein, das war es nicht. Er hatte kein Fell mehr und sein Bauch war viel zu lang. Mit einem Aufschrei sah er an sich herunter. „Ah, ich bin ein Mensch. Hilfe! Hilfe!“ „Timmy?! Timmy!“ jammerte Marlene. „Oh, mein Gott.“ stöhnte der Förster. „Hilfe!“ wiederholte Timmy verzweifelt und dann war eine Weile Ruhe. Das musste alles erst einmal begriffen werden. Timmy schluchzte und weinte und hoffte, dass sich alles gleich als ein böser Traum entpuppen würde. Marlene stand auf und nahm ihren Timmy in die Arme. „Oh mein armer Timmy.“ Der Förster stand ebenfalls auf und ging grübelnd auf und ab. „Die Hexe!“ war sein erster Schluss. „Es hätte mir gleich auffallen müssen. Die alte Bäuerin roch ziemlich übel.“ Nach ein paar weiteren Runden stürzte er auf den Milchnapf zu und schnupperte daran. „Die Milch!“ war sein zweites Ergebnis. „Häh?“ fragte Timmy mit verquollenen Augen. „Die Schlammhexe. Sie überflutet seit Jahren das Land mit Schlamm und ich versuche sie aufzuhalten. Dieser Anschlag galt höchstwahrscheinlich mir. Sie wollte mich mit dieser Milch verzaubern.“ „Sie - schluchz - wollte dich in einen Menschen verwandeln - schluchz?“ Timmy verstand gar nichts. „Du hast Recht.“ bestätigte Ulrich. „Da ist ein Haken an der Theorie.“ und wieder ging er auf und ab. „Wahrscheinlich wollte sie aus ihm eine Ziege machen.“ vermutete Marlene und strich Timmy über den Kopf. „Ja, das ist es.“ rief der Förster. „Es klingt verrückt, aber so muss es gewesen sein.“ Timmy heulte erneut auf. Das tröstete ihn alles überhaupt nicht. Er konnte den Förster nicht mehr leiden und diese komische Schlammhexe sowieso nicht. War das das große Glück, nach dem sie gesucht hatten? Ach, wären sie doch zu Hause geblieben. „Was können wir denn jetzt tun?“ fragte Marlene den Förster, die im Gegensatz zu Timmy immer nach vorn blickte. „Gar nichts. Soweit ich weiß, kann nur die Hexe die Verzauberung rückgängig machen.“ „Huhuhu!“ jammerte Timmy, als er das hörte. „Nicht weit von hier gibt es zwar eine große Bibliothek, in der vermutlich ein paar nützliche Zauberbücher stehen, aber das wird euch nicht helfen.“ „Warum nicht?“ wollte Marlene wissen. „Nun, sie gehört einem Riesen.“ „Huhuhu!“ schluchzte Timmy. Marlene überlegte eine Weile. „Ich denke, jemand der Bücher sammelt, kann nicht schlecht sein.“ erklärte Marlene und dachte dabei an die Magd Gertrude und ihre Tante. „Wir werden morgen dort hingehen.“ „Häh?“ protestierte Timmy. „Kind, das ist keine gute Idee.“ ermahnte sie der Förster. „Das Risiko ist zu groß, dass euch etwas passiert.“ Marlene hoffte immer das Beste, aber sie war nicht unvorsichtig. „Also gut.“ gab sie nach. „Dann schleichen wir uns eben heimlich in die Bibliothek.“ „Nein, das kann ich nicht zulassen.“ widersprach Ulrich. „Jetzt legt euch erst einmal schlafen. Wir müssen uns alle beruhigen. Morgen finden wir bestimmt eine Lösung.“
Marlene stimmte zu und Timmy wollte sich nur noch zusammenrollen und sich selbst bemitleiden. So legten sie sich auf die Matratze am Kamin, die ihnen der Förster dort hingelegt hatte, und versuchten Schlaf zu finden.
Aber Timmy konnte nicht zur Ruhe kommen. Er hatte Angst und war verwirrt und er hatte Angst. Dieses schreckliche Gefühl wollte nicht aufhören. Das Menschsein wollte auch nicht aufhören.
Marlene spürte seine Unruhe und strich ihm sanft über den Kopf. „Timmy,“ flüsterte sie. „du weißt doch: alle verzauberten Wesen, werden eines Tages wieder erlöst.“ „Wirklich?“ fragte er mit leiser Hoffnung. „Haben wir je etwas anderes gelesen?“ gab sie zu bedenken. „Glaube mir, wir schaffen das. Da bin ich mir ganz sicher.“
Ja, so war Marlene. Sie sagte das nicht nur so dahin, sondern das war ihre feste Überzeugung. Die Kraft ihrer Zuversicht übertrug sich auch auf Timmy. Er war sich zwar nicht ganz sicher, ob sie Recht hatte, aber er fühlte sich gleich viel stärker, weil sie bei ihm war. Glücklicherweise hatte er vergessen zu fragen, wie sie das schaffen würden. Marlenes Plan hätte ihm nicht gefallen.
Nach einer kurzen Nacht mit unruhigen Träumen weckte Marlene Timmy. „Timmy! Timmy! Komm wach auf!“ „Was? Was ist?“ fragte Timmy, halb erschrocken, halb schlafend. „Wir gehen jetzt los.“ erklärte Marlene. „Los? Wohin?“ „Zu dem Riesen.“ Ah ja. Jetzt erinnerte er sich wieder an das Unglück, dass ihm gestern widerfahren war. „Aber ... aber du hast doch gehört, was der Förster gesagt hat.“ ermahnte er Marlene. „Wir haben doch keine Wahl.“ antwortete sie und das stimmte, das musste er zugeben. „Komm Timmy, bevor er aufwacht! Er macht sich zuviel Sorgen und wird uns nicht gehen lassen.“
Wie immer fügte sich Timmy Marlenes Willen und wer weiß, vielleicht würden die Zauberbücher wirklich seine Rettung sein. Aber dass sie einem Riesen gehörten, beunruhigte ihn.
Leise schlüpfte er in die Sachen, die ihm der Förster Ulrich am Abend zurechtgelegt hatte und sah damit selbst wie ein Förster aus. Marlene half ihm dabei, denn er war es nicht gewohnt auf zwei Beinen zu stehen und sich etwas anzuziehen. Dann machten sie sich auf den Weg zu dem Riesen. Vorsichtig setzte Timmy ein Bein vor das andere - so wie er es schon oft bei den Menschen gesehen hatte. Es dauerte eine Weile, bis er darin Übung bekam und Marlene ihn nicht mehr stützen musste.
Da hatten sie nun ihr Abenteuer - doch ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatten.
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